Abendgottesdienst mit "Promigast"

Mut und Vertrauen waren dann auch die Themen des Abends. Pfarrer Andreas Pauli begann den Gottesdienst mit einer Lesung aus dem Markusevangelium Kap. 4., welches das Gleichnis vom Sämann, dessen Saatkörner auf verschiedene Böden fallen und dementsprechend schnell oder weniger schnell gedeihen, zum Thema hat. Auch Jesus Worte: „Wer hören kann, soll gut zuhören“ passte zum Anlass und zum Gast aus dem Suhrental.

Heinz Brauchart bat Susanne Hochuli nach vorne in die wohnliche Gesprächsecke mit Beistelltisch, Wassergläsern und Blumengesteck. Der Beschrieb des beruflichen Werdegangs bot ein umfassendes Bild über die Entwicklung und das Wesen der initiativen Biobäuerin aus Reitnau. Eine Ausbildung zur Kindergärtnerin und der Wechsel in den Journalismus und zum Schweizer Fernsehen waren der Start in die Berufswelt. Die baldige Übernahme des elterlichen Bauernhofes nach dem plötzlichen Tod des Vaters und ohne Erfahrung zeugt von viel Mut und Vertrauen. Hochuli berichtet über ihre totale Überforderung, von schweren Futtersäcken und grossen Arbeitsmaschinen in jener Zeit. Aber auch über die grosszügige Unterstützung, welche sie im Dorf erhielt. Sie erzählte vom kosovarischen Saisonarbeiter, der damals für sie arbeitete und mit welchem sie nach dem Kosovokrieg ein Hilfsprojekt und den Wiederaufbau seines Dorfes in der Heimat startete.

Das „Mut-Gen“, wie Brauchart erläuterte, ist der Vollblutbiobäuerin schon ganz früh in der Familie mitgegeben worden. Bereits die Grossmutter mütterlicherseits war äusserst mutig, indem sie jüdische Kinder, die während des Zweiten Weltkriegs in die Schweiz geschmuggelt wurden, bei sich in Moosleerau versteckt hatte. Vom Vater hat sie das Interesse an der Politik mitbekommen.

Der Werdegang vom Grossrat in den Regierungsrat forderte ihr viel ab. Sie hatte aber vorher schon gelernt, immer wieder Lösungen zu suchen und schwierige Zeiten durchzustehen.  Die Affinität für die Natur und Menschen in schwierigen Situationen, das Kämpfen gegen Ungerechtigkeit und das immer wieder „Sich-selbst-Hinterfragen“ geht weiter.

Nach dem Ausscheiden aus den Regierungsgeschäften begab sich Hochuli auf eine herausfordernde Winterwanderung vom Bodensee an die Ostsee. Dies anstatt zuhause dreimal alle Küchenschränke zu putzen, wie sie schmunzelnd erläuterte. Dabei entstanden neue Energien für Organisationen wie die Stiftung für Patientenschutz und für Greenpeace Schweiz. Den Menschen und der Natur eine Stimme geben – darum geht es ihr immer noch!

Das ökosoziale Projekt „weltweit-essen“, welches bei ihr auf dem Hof gestartet und während der ersten Welle coronabedingt gleich wieder pausiert werden musste, wartet auf die Wiederaufnahme der Aktivitäten. Mut und Vertrauen weiterzumachen sind auf jeden Fall vorhanden.

Die ungewöhnliche Aussage von Susanne Hochuli, dass Jesus eine politische Botschaft sei, dürfte an diesem Abend unter den Zuhörern spannende Diskussionen ausgelöst haben.

Nachdem der Austausch von gut vorbereiteten Fragen und sinnreichen, spontanen Antworten am Ende angelangt war, konnten die Gäste während dem Orgelspiel Gedanken und Gefühle einordnen. Das Trio „dis&eis“ mit Bassgeige, Handorgel, Cajon und Klarinette brachte ebenfalls nochmals eine seiner gefühlvollen und eindringlichen Melodien vor’s Publikum. Pfarrer Andreas Pauli beendete den Anlass mit einem Gebet, in welchem er um mehr Menschen mit offenen Herzen und Häusern bat. (eh)

Gerne können Sie diesen Abendgottesdienst auf unserem Livestream nachträglich anschauen.